Nachhaltige Geschäftsmodelle: Start with „What the Fuck?!“


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Nachhaltige Geschäftsmodelle: Start with „What the Fuck?!“

In einer Welt voller Krisen kann der Weg zu einem zukunftsfähigen Unternehmens-Purpose überraschend laut beginnen – mit einem beherzten „What the Fuck?!“. In dieser Kolumne beleuchtet Jule Bosch, wie ein Perspektivwechsel die Probleme von heute in die Chancen von morgen verwandeln kann – und warum der große Bruder des Meckerns, das Machen, dabei unverzichtbar ist.

Simon Sineks Purpose-Grundlagen-Buch „Start with Why“ hat in vielen Unternehmen wieder den Fokus auf das Wesentliche gelenkt: Was tun wir hier eigentlich gerade und was ist unsere Rolle in der Welt, was ist unser „Purpose“? Denn nicht jedes Unternehmen ist damit gesegnet, den Ursprung seiner Gründung, seinen initialen Zweck auch nach Jahrzehnten noch zu kennen. Oder aber, die Zeiten haben sich geändert und es muss eine neue Rolle in der Welt gefunden werden. 

Was war nochmal mit Purpose? Von „Why“ zu „What the Fuck?!“

Nicht nur alt eingesessenen Unternehmen fällt es schwer, ihren Purpose (wieder) zu finden. Auch angehende Unternehmer:innen stehen vor einer ähnlichen Herausforderung. Welches Geschäftsmodell ist wohl besonders erfolgversprechend? Welches relevante Problem kann es lösen, um eine langfristige Geschäftsgrundlage zu ermöglichen?

Auch wenn es an anderer Stelle deprimierend ist, sich einzugestehen, wie krisenhaft die Welt sich aktuell darstellt, hält diese Erkenntnis auch eine positive Perspektive bereit: An relevanten Problemen, die sich dafür eignen, zur Lebensaufgabe zu werden, mangelt es nicht! Ganz im Gegenteil. Anstatt „Warum“ zu fragen und tief in der Unternehmens-Psyche nach Anhaltspunkten für neue Geschäftsfelder zu suchen, die sich aus dem eigenen Purpose ergeben, hilft in Zeiten der Stapel-Krisen meist ein lautes „What the Fuck?!“ sehr viel besser.

Vom Meckern zum Machen – Der Weg vom Problem zur unternehmerischen Lösung

Sowohl die Welt da draußen im Allgemeinen, als auch die jeweils eigene Branche steckt voller Herausforderungen. Klimakrise, Ressourcenknappheit, instabile Lieferketten, soziale Ungleichheit, Müllproblematik und so weiter und so fort. Sich lautstark darüber aufzuregen, hat nicht unbedingt allein etwas mit destruktiven Kommunikationsmustern zu tun. Auch wenn wir in Deutschland ziemlich gut darin performen, die allseits widrigen Umstände zu bedauern und das sicherlich gelegentlich ganz schön nervig sein kann, ist die Offenheit für das, was schiefläuft, eine wichtige Voraussetzung für nachhaltigen Erfolg - wenn wir es nicht beim Meckern belassen. Der große Bruder des Meckerns heißt Machen! 

Tatsächlich ist diese Fähigkeit genau das, was erfolgreiche Unternehmer:innen schon immer besonders gut konnten: Probleme sehen und sie in Potenziale verwandeln. Die Gründung der Firma Bosch beispielsweise basiert auf einem der damals größten technischen Probleme der Automobilbranche: der zuverlässigen Zündung von Verbrennungsmotoren. Sicherlich meckerten so einige Autoproduzenten und Fahrzeugbesitzer:innen eine ganze Weile, bis es endlich eine Lösung dafür gab. Woran man auch sieht: Jede Epoche bringt ihre ganz eigenen Probleme - und Lösungen - mit. Was damals als innovativ galt (Verbrennungsmotoren) wird heute zum Problem (Emissionen). Bietet aber erneut ein Potenzial für unternehmerische Lösungen wie beispielsweise die Elektromobilität oder die visionäre Idee, Fahrzeuge durch Solarkraft oder Wind zu „befeuern“, wie es weltweit verschiedene Start-ups vorantreiben.

Wenn du dich oder deine Kolleg:innen also wieder mal beim Meckern erwischt, verdreh’ nicht gleich genervt die Augen, sondern gratuliere dir - vielleicht hast du gerade das nächste, zukunftsfähige Wachstumsfeld eures Unternehmens entdeckt! Aber bitte nicht den großen Bruder vergessen.

Schlagworte zum Thema:  Innovation, Nachhaltigkeit