Vom Reporting-Chaos zu strategischer Klarheit


Podcast Shifting Minds: Modernes Nachhaltigkeitsreporting

In der aktuellen Folge von Shifting Minds spricht Alexander Kraemer mit Christian Holländer, Chief Sustainability und Product Officer beim Softwareunternehmen leadity, über die Herausforderungen und Chancen moderner Nachhaltigkeitsberichterstattung. Holländer gibt dabei Einblicke in seinen beruflichen Werdegang und zeichnet ein klares Bild von den Maßnahmen, die Unternehmen ergreifen sollten, um zukunftsfähig zu bleiben.

Aus der Beratung ins C-Level: Holländers Karriereweg

Christian Holländers Weg ins Nachhaltigkeitsmanagement ist geprägt von seiner langjährigen Erfahrung in Beratung und Digitalisierung. Nach seinem Studium arbeitete er fünf Jahre in einer Nachhaltigkeitsberatung, wo er Unternehmen bei der Entwicklung von Strategien, der Dekarbonisierung und Lieferkettenprojekten unterstützte. Damals war ESG kein allgegenwärtiges Thema. Seine Begeisterung für die Digitalisierung führte ihn schließlich zu leadity, einem Software-Spin-off der Universität Witten/Herdecke. Seit 2019 treibt Holländer dort die Entwicklung von Produkten voran, die speziell auf die Bedürfnisse des Mittelstands zugeschnitten sind.

„Unser Ziel ist es, nachhaltiges Wirtschaften und Dekarbonisierung für den Mittelstand zu vereinfachen und dabei echtes Handeln mit Impact voranzubringen“, erklärt er. Dieser Ansatz spiegelt sich in seinen Projekten wider, die von strategischer Beratung bis hin zur Entwicklung eines ESG-Softwareprodukts reichen.

Back to the Roots: Nachhaltigkeitsmanagement neu gedacht

Holländer beschreibt die aktuelle Entwicklung im Nachhaltigkeitsmanagement als eine Rückkehr zu den Wurzeln. „Weg von Compliance und Reporting, zurück zu echtem Handeln“, fasst er zusammen. Während in den letzten Jahren oft regulatorische Anforderungen wie die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) die Agenda diktierten, erkennt er jetzt einen Wandel zu mehr strategischer Klarheit und einem Fokus auf Maßnahmen, die tatsächlich Mehrwert schaffen.

Ein Beispiel aus seiner Arbeit: Die Integration von Nachhaltigkeitskennzahlen in bestehende Managementsysteme wie ISO-Normen oder Energiemanagementsysteme. „Unternehmen verfügen oft schon über Daten und Prozesse, die nur integriert und sinnvoll genutzt werden müssen. Dadurch wird nicht nur Doppelarbeit vermieden, sondern auch die Akzeptanz im Unternehmen gesteigert“, erklärt Holländer.

Herausforderungen und Missverständnisse im Reporting

Ein zentraler Punkt des Gesprächs sind die Missverständnisse, die Unternehmen bei der ESG-Berichterstattung begegnen. Holländer kritisiert, dass viele Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsstrategie anhand von Reporting-Vorgaben ausrichten – ein Ansatz, den er als „absurd“ bezeichnet. „Man sollte immer zuerst die Strategie entwickeln und dann reporten, nicht umgekehrt“, betont er. Eine weitere Herausforderung sind unzureichende Frameworks wie beispielsweise VSME Basic, das in seinen Augen wichtige Aspekte wie Scope-3-Emissionen oder branchenspezifische Themen ausklammert.

Die Zukunft der Nachhaltigkeitsberichterstattung

Holländer ist überzeugt, dass die Zukunft der Nachhaltigkeitsberichterstattung in der Integration und Automatisierung liegt. Sein Team arbeitet daran, eine „Single Source of Truth“ für ESG-Daten zu schaffen, die alle relevanten Informationen zentralisiert und effizient nutzbar macht. „Die Zeiten, in denen Unternehmen zwei Wochen stillstehen, um einen Lieferantenfragebogen auszufüllen, müssen vorbei sein“, sagt er. Diese zentrale Datenquelle soll nicht nur die interne Effizienz steigern, sondern auch die externe Kommunikation mit Stakeholdern wie Banken, Investoren und Kunden erleichtern.

Ein Blick nach vorne: Empfehlungen für Unternehmen

Abschließend gibt Holländer klare Empfehlungen, wie sich Unternehmen zukunftsfähig aufstellen können:

  1. Strategische Klarheit schaffen: Nachhaltigkeitsstrategien sollten sich aus den tatsächlichen Risiken und Chancen des Geschäftsmodells ableiten, nicht aus regulatorischen Vorgaben.
  2. Fokus auf Kernthemen: Themen wie Klimabilanzierung, Dekarbonisierung und messbare Fortschritte sind essenziell, um sowohl intern als auch extern Glaubwürdigkeit zu schaffen.
  3. Integrierte Systeme nutzen: Bestehende Managementsysteme wie ISO-Normen sollten stärker mit ESG-Prozessen verknüpft werden, um Synergien zu schaffen.
  4. Flexibilität bewahren: Unternehmen sollten Berichterstattung als Output einer fundierten Strategie sehen – nicht als Selbstzweck.
  5. Abteilungsübergreifende Zusammenarbeit fördern: Nachhaltigkeitsmanagement sollte nicht in einer isolierten Stabsstelle stattfinden, sondern in die Kernprozesse des Unternehmens integriert werden.

Holländer appelliert: Unternehmen sollten die aktuelle Unsicherheitsphase nutzen, um sich strategisch neu aufzustellen. Denn Nachhaltigkeit ist nicht nur ein Compliance-Thema, sondern ein echter Business-Treiber – jetzt und in der Zukunft. „Wenn wir es schaffen, Nachhaltigkeitskennzahlen auf eine Stufe mit Finanzkennzahlen zu stellen, dann erreichen wir eine ganzheitliche Unternehmenssteuerung“, schließt er.

Shifting Minds auf allen Plattformen

Der Podcast für Nachhaltigkeitsmanager erscheint regelmäßig – mit spannenden Menschen, Meinungen und Themen. Damit Sie keine Folge verpassen, kündigen wir Neuerscheinungen immer auf unseren Online-Seiten, im Newsletter und in unseren Social-Media-Kanälen an.

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