Die Transformation des Einkaufs: Vom Kostensenker zum Nachhaltigkeitsmotor


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Die Nachhaltigkeits-Transformation des Einkaufs

Der Einkauf hat sich zu einer strategischen Schlüsselfunktion entwickelt, die maßgeblich zur Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit von Unternehmen beiträgt. Dieser Artikel beleuchtet, wie der Einkauf nicht nur Kostensenkung, sondern auch langfristige Wertschöpfung im Blick hat, und zeigt auf, welche Rolle er bei der Förderung von Umwelt- und Sozialstandards spielt.

In den letzten Jahrzehnten hat sich der Einkauf tiefgreifend verändert. Wurde er früher lediglich als Kostenstelle betrachtet, so ist er heute eine strategische Funktion mit zentraler Bedeutung für die Unternehmensziele. Dieser Wandel ist einerseits eine Reaktion auf externe Anforderungen wie Nachhaltigkeitsregulierungen oder die steigenden Erwartungen von Kunden und Investoren. Andererseits ist er auch Ausdruck der wachsenden Erkenntnis, dass der Einkauf maßgeblich zur Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens beiträgt.

Vom Preisfokus zur nachhaltigen Wertschöpfung

Traditionell wurde der Einkauf vor allem an seiner Fähigkeit gemessen, Kosten zu senken und Margen zu sichern. Einkaufsstrategien waren primär auf günstige Preise und die Minimierung von Beschaffungsausgaben ausgerichtet. Doch diese Sichtweise greift in der heutigen Geschäftswelt zu kurz.

Steigende Anforderungen an die Nachhaltigkeit, globale Unsicherheiten und der Druck zur Resilienz haben den Einkauf in den Fokus strategischer Überlegungen gerückt. Entscheider verstehen zunehmend, dass Kostensenkung nicht das alleinige Ziel sein kann – vielmehr geht es darum, langfristigen Wert für das Unternehmen und die Gesellschaft zu schaffen.

In diesem Zusammenhang wird der Einkauf zu einem Motor für Umwelt- und Sozialstandards. Durch die Förderung nachhaltiger Lieferantenbeziehungen und die Verwendung umweltfreundlicher Materialien trägt er dazu bei, die Scope-3-Emissionen zu senken und die Einhaltung von Menschenrechten in der Lieferkette sicherzustellen.

Integration in die Unternehmensstrategie

Die Integration des Einkaufs in die Unternehmensstrategie als zentrale Herausforderung gleicht einem Orchester, in dem jede Abteilung ihr Instrument spielt. Der Einkauf muss dabei als interdisziplinäre Funktion agieren, die eng mit anderen Abteilungen zusammenarbeitet.

Zum Beispiel mit der Produktentwicklung: Die EU-Ökodesign-Richtlinie setzt seit 2005 ökologische Mindestanforderungen an Produkte für den Europäischen Markt und spart dadurch viel Energie. Am 18.07.2024 wurde sie durch die neue EU-Verordnung für das Ökodesign nachhaltiger Produkte (ESPR) ersetzt. Damit wird der Anwendungsbereich auf neue Umweltaspekte und nahezu alle Produkte erweitert und künftig werden auch vermehrt Rohstoffe gespart. Der Einkauf kann entscheidend beeinflussen, welche Materialien und Technologien in neuen Produkten zum Einsatz kommen. Durch die frühzeitige Zusammenarbeit mit der Produktentwicklung lassen sich umweltfreundlichere und nachhaltigere Lösungen realisieren.

Zum Beispiel mit der Finanzabteilung: Die EU-Taxonomie ist eine Verordnung zur Definition von Nachhaltigkeit. Hohe Bedeutung bekommt sie insbesondere am Kapitalmarkt: Sie ist für Unternehmen und Investoren gleichermaßen als Maßstab zu sehen. Sie entfaltet für Banken direkte Auswirkungen auf die Refinanzierung über Green Bonds und ist damit mittelbar relevant für die zugrundeliegenden grünen Kredite. Sie wird somit zukünftig ein zentrales Element der Steuerung in den Banken und hat damit direkte Auswirkung auf zukünftige Finanzierungen. Taxonomiekonforme Unternehmen können bevorzugt werden, da sie Zugang zu besseren Finanzierungsbedingungen und Marktchancen erhalten.

Will sich ein Unternehmen diese Finanzierungsvorteile sichern, ist eine enge Zusammenarbeit mit dem Einkauf notwendig, weil Einkäufer sicherstellen müssen, dass Lieferanten taxonomiekonforme Produkte oder Dienstleistungen anbieten, da diese für die eigene Nachhaltigkeitsberichterstattung relevant sind. Aber auch der Einkauf muss eng mit der Finanzabteilung zusammenarbeiten, um nachhaltige Beschaffungsstrategien wirtschaftlich abzusichern, denn Nachhaltigkeitsinitiativen haben oft finanzielle Implikationen – sei es durch Investitionen in Technologien, die Entwicklung CO₂-armer Produkte oder die Implementierung von Zertifizierungsstandards.

Einkauf als Innovationstreiber

Wer, wenn nicht der Einkauf, könnte der Treiber für Innovation und Nachhaltigkeit in der gesamten Wertschöpfungskette sein?

Unternehmen, die den Einkauf strategisch nutzen, können nachhaltige Geschäftsmodelle entwickeln, die langfristigen Erfolg sichern, weil der Einkauf zum Beispiel die Einführung von Kreislaufwirtschaftsansätzen unterstützen kann, indem er Materialien beschafft, die recycelbar, wiederverwendbar oder langlebig sind. Solche Ansätze fördern nicht nur die Umwelt, sondern reduzieren auch langfristige Kosten.

Durch enge Zusammenarbeit mit innovativen Lieferanten kann der Einkauf weiterhin nachhaltige Technologien und Produkte fördern, die Wettbewerbsvorteile schaffen. Beispiele sind CO₂-arme Verpackungen oder ressourcenschonende Produktionsprozesse.

Die transformative Kraft des Einkaufs in der nachhaltigen Unternehmensführung

Als neuer „Nachhaltigkeitsmotor“ treibt der Einkauf nicht nur die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards voran, sondern leistet auch einen essenziellen Beitrag zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit von Unternehmen. Durch die Förderung nachhaltiger Lieferantenbeziehungen, die Einbindung in Unternehmensstrategien und die Unterstützung von Innovationen wird der Einkauf zum Treiber langfristiger Wertschöpfung.

Die Veränderungen in regulatorischen Anforderungen, wie die EU-Ökodesign-Verordnung oder die EU-Taxonomie, sowie die steigenden Erwartungen von Stakeholdern heben die Bedeutung dieser Funktion auf eine neue Ebene. Die enge Zusammenarbeit mit Abteilungen wie Produktentwicklung und Finanzwesen wird unverzichtbar, um ökologische und soziale Ziele wirtschaftlich zu integrieren und Unternehmen marktfähig zu halten.

Der Einkauf wird in Zukunft noch stärker als Innovationsplattform agieren. Mit der Unterstützung von Ansätzen wie der Kreislaufwirtschaft und der Förderung nachhaltiger Technologien kann er nicht nur Wettbewerbsvorteile schaffen, sondern auch eine zentrale Rolle in der Transformation von Geschäftsmodellen spielen. Unternehmen, die den Einkauf strategisch nutzen, werden besser positioniert sein, um den wachsenden Anforderungen an nachhaltige Wertschöpfung gerecht zu werden und gleichzeitig finanzielle Vorteile durch regulatorische Konformität und innovative Partnerschaften zu sichern.

Schlagworte zum Thema:  Einkauf, Beschaffung, Nachhaltigkeit, Lieferkette