Workahomeism: Präsentismus im Homeoffice und die Rolle des BGM

Mit einer Erkältung zur Arbeit gehen – für viele nichts Ungewöhnliches. Dieses Verhalten, trotz Krankheit zu arbeiten, wird als Präsentismus bezeichnet. Seit der Corona-Pandemie ist das Bewusstsein dahingehend zwar gestiegen. Laut einer Studie der Techniker Krankenkasse (TK) erholen sich Arbeitnehmer im Homeoffice trotz Beschwerden jedoch oft nicht ausreichend.

Den Begriff „Workahomeism“ prägten die Autoren Brosi und Gerpott (2022), um das Arbeiten trotz Krankheit im Homeoffice zu beschreiben. Während im Büro Kollegen oder Vorgesetzte den Gesundheitszustand eines Mitarbeiters wahrnehmen, bleibt dieser im Homeoffice unsichtbar.

Präsentismus im Homeoffice: Ursachen und Folgen

Die TK-Studie zeigt: Wer regelmäßig im Homeoffice arbeitet, sitzt häufiger trotz Krankheit am Schreibtisch als Beschäftigte, die ausschließlich im Büro tätig sind. Die Gründe dafür sind vielfältig:

  • Fehlende soziale Kontrolle: Im Büro bemerken Kollegen oder Vorgesetzte meist, wenn jemand krank ist oder sich unwohl fühlt. Ohne diese Rückmeldung steigt die Hemmschwelle, sich krankzumelden.
  • Digitale Erreichbarkeit: Viele Beschäftigte lesen E-Mails oder beantworten Nachrichten, auch wenn sie offiziell krankgeschrieben sind.
  • Schuldgefühle und Verantwortungsbewusstsein: Besonders Führungskräfte oder Beschäftigte mit hohem Pflichtbewusstsein neigen dazu, sich trotz Beschwerden nicht auszukurieren.
  • Angst vor Arbeitsrückstand: Oftmals mangelt es an einer geregelten Vertretung, weshalb viele krank weiterarbeiten, um spätere Mehrarbeit zu vermeiden.

BGM als Schlüssel zur Prävention

Das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) spielt eine entscheidende Rolle dabei, Präsentismus – insbesondere im Homeoffice – zu reduzieren und eine gesundheitsförderliche Unternehmenskultur zu etablieren. Folgende Maßnahmen könnten erste Ansätze sein:

Führungskräfte sensibilisieren

Führungskräfte sollten sich ihrer Vorbildfunktion bewusst sein. Eine klare Botschaft wie „Gesundheit hat Vorrang!“ hilft, Präsentismus entgegenzuwirken.

Klare Vertretungsregelungen

Beschäftigte sollten sich nicht unter Druck gesetzt fühlen, krank weiterzuarbeiten. Eine klare Kommunikation und Vertretungsregelung können dafür sorgen, bestehende Hemmschwellen abzubauen.

BGM-Maßnahmen auf Homeoffice ausrichten

Viele klassische BGM-Angebote sind auf Büros zugeschnitten. Unternehmen sollten Maßnahmen schaffen, die auch für das Homeoffice nutzbar sind – z. B. digitale Kursangebote oder die Möglichkeit zur Durchführung einer Bewegungspause auch von zu Hause aus.

Krankmeldungen enttabuisieren

In einer gesunden Unternehmenskultur dürfen Krankmeldungen keine negativen Konsequenzen haben. Führungskräfte sollten aktiv vermitteln, dass im Homeoffice keine Erwartung besteht, krank zu arbeiten.

Fazit: Workahomeism ist ein starker Trend

Die Ergebnisse der TK-Studie machen deutlich, dass „Workahomeism“ ein ernstzunehmender Trend der immer digitaler werdenden Arbeitswelt darstellt. Unternehmen sollten ihr BGM entsprechend ausrichten, um negative Auswirkungen bei Beschäftigten vorzubeugen. Ein nachhaltiges BGM muss also nicht nur für den klassischen Arbeitsplatz, sondern auch für das Homeoffice maßgeschneiderte Lösungen bieten.

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